Die Sache mit dem Leinenruck...
Wer hat es nicht schon gesehen? Hundehalter, die Ihre Hunde über einen Ruck an der Leine korrigieren! Viele machen das gar auf Empfehlung ihrer Hundeschule - ihres Hundetrainers.
Mit diesem Artikel wollen wir euch einmal aufzeigen, warum das Training mit Leinenruck nicht nur unfair sondern teilweise auch gefährlich für den Hund ist oder ihr schlimmstenfalls genau das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich euer Ziel ist.
Das Gehen an lockerer Leine ist wohl die Traumvorstellung der meisten Hundehalter. Auch in unseren Hundeschulen ist es ein alltägliches Thema. Oft stoßen die Hundehalter auf die unterschiedlichsten Empfehlungen und probieren sich dabei einmal quer durch alle möglichen Tipps. Dabei taucht auch heute noch immer wieder das Training mit dem Leinenruck auf - von vielen Trainern als harmloser "Leinenimpuls" bezeichnet. Auf den ersten Blick scheint der Leinenruck eine effektive und schnelle Methode zu sein, dem Hund das Ziehen an der Leine abzugewöhnen. Oft wird damit geworben, dass man in kürzester Zeit sein Trainingsziel erreicht, was aber nur selten so ist. Achtung: Ob es wirklich klappt, zeigt sich immer erst unter stärkerer Ablenkung! Um so wichtiger ist es, einen Blick hinter die Kulissen dieser Trainingsmethode zu werfen und darüber nachzudenken, ob man seinen Hund wirklich so unfair ausbilden möchte.
Schauen wir uns hierfür einmal genauer an, was der Leinenruck wirklich ist und wie er auf euren Vierbeiner wirkt:
Beim Leinenruck handelt es sich um ein Starkzwangmittel. Immer wenn der Hund an der Leine zieht, wird er über einen heftigen Ruck an der Leine, die bei ihm einen Schmerzimpuls auslöst, korrigiert. Meist ist dabei die Leine am Halsband befestigt, um sich zunutze zu machen, dass der Hund im Kehlbereich besonders empfindlich ist. Dabei soll der Hund das Ziehen an der Leine mit dem Schmerz verbinden und es deshalb zukünftig unterlassen. Um den Effekt zu verstärken, wurden früher dazu noch völlig ungeniert Würge- oder Stachelhalsbänder verwendet, die heute glücklicherweise verboten sind, teilweise aber noch immer verwendet werden.
Beim Training über den Leinenruck handelt es sich daher um eine Ausbildungsmethode, die den Hund durch Zufügen eines Schmerzreizes einfach nur gefügig macht. Außer dieser Tatsache gibt es aber noch weitere negative Effekte, die man wissen muss:
- Gefährdung der Gesundheit eures Hundes - Es gibt Studien, die belegen, dass eine große Prozentzahl der Hunde, die so ausgebildet wurden, unter Rückenproblemen leiden, die bis zu Nervenschädigungen im Halsbereich führen können. Das hat zur Folge, dass viele dieser Hunde Nacken-, Rücken-, und/oder Kopfschmerzen haben. Durch den Ruck wird des Weiteren starker Druck auf den Kehlkopf ausgeübt, was zu Kehlkopfentzündungen oder gar Blutungen und Quetschungen führen kann - ein hoher Preis für den Hund bei wenig Aufwand für den Menschen mit dem Ziel der perfekten Leinenführigkeit, das dabei kaum erreicht wird. Zur Erinnerung: Ob es wirklich klappt, zeigt sich immer erst unter stärkerer Ablenkung! Weitere Folgen können Augenprobleme, Stauchungen, Bandscheibenvorfälle oder Spondylose sein.
- Erhöhung der Aggressionsbereitschaft - Der Leinenruck zur falschen Zeit gesetzt, kann zu einer fatalen Fehlverknüpfung des Schmerzreizes führen. Hunde, die beispielsweise unterwegs immer wieder über einen Leinenruck korrigiert werden, sobald sie einen anderen Hund interessant finden, können den Schmerz mit dem Anblick des Artgenossen verknüpfen - häufig resultiert hieraus die Ursache zur selbst verschuldeten Leinenaggression.
- Emotionen deines Hundes - Selbst wenn man Glück hat und der Hund keine gesundheitlichen Probleme oder eine Fehlverknüpfung entwickelt, wird der Hund über den Leinenruck immer wieder negative Emotionen widerfahren. Am Ende wird er nicht trainiert, sondern nur gefügig gemacht. Er stellt das unerwünschte Verhalten nur aus einem Grund ein - um den Schmerz zu vermeiden.
Das trügerische am Leinenruck ist, dass er dem Menschen ein Glücksgefühl verschafft, da Hundebesitzer sich bestätigt fühlen, sobald der Hund bei jedem Ruck sein Verhalten (zumindest kurz) nach den Wünschen des Halters richtet. Das hat zur Folge, dass immer häufiger geruckt und korrigiert wird - ein Teufelskreis entsteht.
Wir möchten euch mit diesem Artikel sensibilisieren, Trainingsmethoden zu hinterfragen und stets das Wohl eures Vierbeiners im Sinn zu behalten. Bei der Wahl eures Trainers solltet ihr darauf achten, dass nach modernen, tierschutzgerechten Methoden trainiert wird. Es gibt Wege, eine gute Leinenführigkeit auch über positive Verstärkung vor allem nachhaltig und dabei ohne das Zufügen von Schmerzen zu trainieren.
Die Leinenruckmethode ist völlig veraltet und kann bei ausgeprägter Anwendung sogar als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gesehen werden.
Daher distanzieren wir uns - als bello fantastico Hundeschulen - ausdrücklich von derartigen Trainingsmethoden. Denn wir möchten Hunde ausbilden, die nicht aus Angst vor Schmerzen folgen, sondern weil sie uns stets vertrauen und sie sich auch in schwierigen Situationen bei ihren Frauchen und Herrchen wohl fühlen.
Kommentar schreiben